Bei der Herstellung, Prüfung und Verarbeitung von Klebstoffen werden viele spezifische Begriffe verwendet, die von Laien oft missverständlich eingesetzt werden. Damit es bei der Kommunikation zwischen Klebstoffhersteller und Klebstoffverarbeiter nicht zu vermeidbaren Missverständnissen kommt, sind im Folgenden einige wichtige Begriffe aus dem Bereich des Klebens aufgeführt. Weitere Begriffe (Be-nennungen und Definitionen) sind unter anderem in der Europäischen Norm 923 zu finden.
In DIN EN 923 sind Begriffe definiert, die in der Klebstoffindustrie verwendet werden, sowie solche, die sich in der klebstoffverarbeitenden Industrie auf Klebstoffe beziehen. Quelle und weiterführende Informationen: https://www.beuth.de/de/norm/din-en-923/106937855
Abbinden
Vorgang, durch den ein Klebstoff seine Festigkeit (Kohäsion) erreicht und die Klebung ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften entwickelt (durch physikalische Trocknung oder chemische Reaktion). Auch wenn Klebungen häufig schon nach Sekunden hohe Festigkeiten erreichen können, liegt die Endfestigkeit oft erst nach Stunden vor.
Adhäsion
Bindungskräfte (beruhend auf elektromagnetischen Wechselwirkungen) an der Grenzfläche zwischen dem zu klebenden Gegenstand und dem Klebstoff.
Benetzen
Unter Benetzung versteht man das Verhalten von Flüssigkeiten bei Kontakt mit der Oberfläche von Festkörpern. Ein gutes Benetzen der Klebflächen durch den Klebstoff ist die Grundvoraussetzung für das Zustandekommen der Klebung. Eine gute Adhäsion ist nur nach guter Benetzung möglich. Dazu muss sowohl der Klebstoff ausreichend fließfähig sein und eine den Oberflächenspannungen der Klebflächen angepasste Oberflächenspannung haben. Ferner muss darauf geachtet werden, dass die Klebeflächen frei von Verunreinigungen sind, die die Oberflächenspannung beeinflussen.
Blocken
Unerwünschtes Verkleben von Lackierungen oder Beschichtungen im Stapel oder in der Rolle bei längerem Lagern, insbesondere verursacht durch hohen Druck, hohe Lagertemperatur und/oder Feuchtigkeit.
Dispersion
Eine Dispersion ist ein heterogenes Gemisch aus mindestens zwei Stoffen, die sich nicht oder kaum ineinander lösen oder chemisch miteinander verbinden. Dabei sind ein oder mehrere Stoffe (disperse Phase) fein verteilt in einem anderen kontinuierlichen Stoff (Dispersionsmedium).
Ergiebigkeit
Menge an Klebstoff, den man zum Kleben einer bestimmten Fläche benötigt, angegeben zum Beispiel in Quadratmeter je Kilogramm Klebstoff. Die Angabe kann auch in Stückzahl der zu klebenden Körper pro Klebstoffmenge erfolgen. Stark abhängig unter anderem von der Oberflächenbeschaffenheit des zu klebenden Materials, sowie von der Art des Klebstoffauftrags.
Haftklebstoff
Klebstoff, der bei Raumtemperatur in trockenem, abgebundenem Zustand dauerklebrig ist und der unter kurzem, geringem Druck leicht an Oberflächen haftet. Dazu müssen die Moleküle an der Oberfläche so beweglich sein, dass sie sich so gut an die zu klebende Oberfläche annähern können, dass eine spürbare und für den Anwendungszweck ausreichende Adhäsion entwickelt wird. Der Begriff Haftklebstoffe be-schreibt also keine eigene Klebstoffart, sondern die Oberflächeneigenschaften eines Klebstoffs. Der Klebstofffilm kann dabei durch das Abbinden eines lösemittel-, eines wasserbasierenden, oder eines Schmelzklebstoffes hergestellt werden. Haftklebstoffe werden in der Regel als Beschichtungen angewandt, beispielsweise bei so genannten Selbstklebebändern oder Haftetiketten.
Lösemittel
Flüssigkeit oder Gemisch von Flüssigkeiten (Wasser oder organische Flüssigkeiten), die bei der Klebstoffherstellung zum Lösen oder beim Verdünnen des Bindemittels, zum Einstellen der Klebstoffkonsistenz, ohne chemische Veränderung verwendet wird. Durch das Lösemittel können in bestimmten Rahmen auch Anwendungseigenschaften beeinflusst werden.
Klebfuge
Zwischenraum zwischen den beiden Klebflächen, der durch die Klebstoffschicht ausgefüllt wird. Die Größe der Klebfugenfläche entspricht der KIebfläche.
Kleister
Klebstoffe in Form eines wässrigen Quellungsproduktes beispielsweise aus Stärke oder organischen Zelluloseethern. Kleister bilden schon in geringsten Konzentrationen (2–20 Prozent) eine hochviskose, kurz abreißende, nicht fadenziehende Masse.
Kohäsion
Bindungskräfte (elektromagnetische Wechselwirkungen) der kleinsten Bestandteile des Klebstoffs unter sich, was zur inneren Festigkeit des Klebstoffs (wie bei allen anderen Feststoffen) führt. Die Kohäsion bildet sich im Verlauf des Abbindens eines Klebstoffs. Daher sollte der Abbindeprozess so wenig wie möglich gestört werden.
Kunstharze
Hierbei handelt es sich um auf synthetischem Wege durch Polymerisations-, Polyadditions- oder Polykondensationsreaktionen hergestellte, hochmolekulare Stoffe, die unter anderem zur Herstellung von Klebstoffen Verwendung finden.
Klebstoff
Nach der DIN EN 923 ist ein Klebstoff ein „Nichtmetallischer Werkstoff, der Fügeteile durch Flächenhaftung (Adhäsion = Haften gleich- oder verschiedenartiger Stoffe aneinander) und innere Festigkeit (Kohäsion = innere Festigkeit eines Werkstoffes) verbinden kann".
Leim
Leime sind wässrige Lösungen von Klebstoffen. Nach einer neueren Definition (DIN 16921) kann es sich um Lösungen von tierischen, pflanzlichen oder synthetischen Grundstoffen in Wasser handeln.
Offene Zeit
Unmittelbar nach dem Auftrag eines Klebstoffs erfolgt durch die unterschiedlichen Abbindeprozesse zuerst ein Anstieg der Viskosität. Dadurch ist eine gute Benetzung der zweiten Fügeteiloberfläche, die zu einer ausreichenden Adhäsion führt, nur eine bestimmte Zeit lang gegeben. Diese Zeitspanne wird als „offene Zeit“ bezeichnet. Bis wann bei einer Klebung noch eine zufriedenstellende Benetzung vorliegt, die zu einer Klebfestigkeit führt, die alle Erwartungen erfüllt, hängt dabei sehr von den an die Klebung gestellten Forderungen ab. Die absolute Zeitspanne der „offenen Zeit“ reicht von Bruchteilen von Sekunden bei sehr schnellen Schmelzklebstoffen oder Reaktionsklebstoffen bis hin zu quasi beliebig langen Zeiten bei den Haftklebstoffen. Die Länge der „offenen Zeit“ wird dabei von der Formulierung der Klebstoffe, entscheidend aber auch vom Klebprozess beeinflusst. Parameter, die die „offene Zeit“ beeinflussen, sind unter anderem die Temperatur, die Schichtdicke des Klebstoffs, die Saugfähigkeit oder die Wärmeleitfähigkeit der Substrate. Eine Angabe der „offenen Zeit“ als Klebstoffeigenschaft ist daher nicht möglich.
Topfzeit
Zeitspanne vom Ansetzen eines reaktiven Klebstoffs durch Auflösen oder Vermischen mehrerer Komponenten bis zu dem Zeitpunkt, bis zu welchem der Klebstoffansatz brauchbar ist. In der Regel ist dabei die Viskosität der limitierende Faktor, da eine zu hohe Viskosität eine ausreichende Benetzung erschwert und so dann auch keine ausreichende Adhäsion erreicht wird.
Tack
Anzugsmoment eines Klebstoffs. Geprüft wird der Tack (auch „Zügigkeit“ genannt) beispielsweise, indem man den Klebstoff zwischen zwei Fingerspitzen gibt und die subjektive „Klebrigkeit“ bestimmt (beobachtbar ist auch der Abriss oder das Fadenziehen). Bei mit Haftklebstoffen beschichteten Substraten lässt sich der Tack auch in einem Prüfgerät messen, beispielsweise durch die Messung des „Looptacks“.
Verdünnungsmittel
Löse- und Dispergiermittel, das dazu dient, die Konzentration und die Viskosität des Klebstoffs herabzusetzen oder eingedickte Klebstoffe wieder auf die für die Verarbeitung erforderliche Viskosität zu bringen. Das Verdünnen sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, da Klebstoffe in der Regel so hergestellt werden, dass sie direkt eingesetzt werden können.