Wird ein neues Packmittel entwickelt, so sollte es mehr können, als bereits am Markt bestehende Lösungen. Diese Tasache steckt im Begriff „Entwicklung“. Die Umsetzung einer Idee, einer Packmittelentwicklung, ist jedoch oft mit Schwierigkeiten und gegenläufigen Tendenzen verbunden. So ist zum Beispiel eine hochveredelte Kosmetikpackung deutlich kostenintensiver herzustellen als die gleiche Packungskonstruktion, die nur vierfarbig bedruckt ist. Wenn der Kunde nun eine günstige und zugleich hochveredelte Packung haben möchte, so liegt eine gegenläufige Tendenz vor, die den Packmittelentwickler zu einem Kompromiss zwingen wird. Dieses Beispiel lässt sich auf nahezu alle erdenklichen Kundenanforderungen anwenden und macht die Entwicklung eines neuen Packmittels zu einer lösbaren Aufgabe, auch wenn das Ergebnis zumeist nie alle Beteiligten zu 100 Prozent zufriedenstellen wird. In der Regel wird eine Verpackungslösung aus Kostengründen ein Kompromiss sein.
Abb. 12.1: Die Abbildung zeigt einige wichtige Anforderungen bei der Entwicklung eines neuen Packmittels. Oft sind nicht alle Anforderungen gleich gut zu erfüllen. Eine Prioritätenliste der Anforderungen kann Abhilfe schaffen und die Kompromissfindung vereinfachen. (Quelle: Eigene Darstellung)
Abb. 12.1 a: Die Abbildung zeigt, wie vielfältig Verpackungsentwicklung sein kann. Das zu verpackende Gut kann unterschiedlich in der Einlage fixiert werden. Es hängt von vielen individuellen Faktoren ab, welche Verpackungsmaterialien dabei zum Einsatz kommen. (Quelle: https://www.antalis-verpackungen.de/produkte/schutzverpackungen.html)
Abb. 12.2: einige Beispielthemen für Entwicklungsaufträge: (Quelle: Eigene Darstellung)
→ Einige Projektthemen als Beispiele
1. Ein Obstbauer möchte seine Erdbeeren in kleinen 500g-Behältern stapelbar an die Lebensmittelhändler ausliefern. Zehn Behälter sollen dabei stapelbar in einem Tray untergebracht werden. Die Trays sollen auf einer Europalette sicher gestapelt werden können. Maximale Stapelhöhe inklusive Palette beträgt 1,2 m. Zwei Paletten sollen beim Transport übereinander gestapelt werden können. Insgesamt sollen 3 Tonnen Erdbeeren versendet werden. Die gute Bedruckbarkeit für einen tollen Eindruck am POS versteht sich von selbst (siehe Skizze Abb. 12.24b).
2. OP-Besteck (hier kann als Ersatz Plastikbesteck, Messer, Gabel, Löffel verwendet werden) soll in Krankenhäusern nach dem Sterilisieren wieder Ordnungsgemäß verpackt werden. Entwickeln Sie eine sterile Verpackungslösung in Form eines Beutels. Der Beutel soll auf der Oberseite einsehbar sein. Diese Beutel sollen als Messegag in einer Art Pick-Nick-Koffer präsentiert werden. Auflage 2000 Beutel und 40 Koffer.
3. Thekendisplay für Postkarten in Form eines Leuchtturms. Eine große Papetteriekette möchte einen Aufsteller für 6 x 25 Postkarten für seine Ladentheken. Ein geringe Standfläche (30 cm x 40 cm bei maximaler Höhe von 70 cm) wäre dem Kunden sehr wichtig. Das fertig konfektionierte Display soll in einer Umverpackung für den Postversand geeignet sein. Stückzahl 500 Aufsteller (siehe Skizze Abb.12.24a).
4. Snack-Tablett für Messestand: Auf einem Messestand sollen 6 verschiedene Snacks inklusive Getränkebecher 0,25 l verteilt werden. Jeder Snack soll hygienisch in einer eigenen Schale liegen. Die maximalen Abmessungen des Tabletts betragen 40 x 60 cm. Das Tablett soll auf einem handelsüblichen Trayaufrichter maschinell klebbar sein. Stückzahl 100.000.
5. Folien und Kartonverpackung für Mittagsgericht: Ein Bio-Metzger möchte an seine Kunden eine Schale für Mittagsgerichte (Fleisch mit Beilage und Gemüse) ausgeben. Jede Beilage soll dabei in einer extra abgetrennten Form liegen. Die maximale Größe der Schale soll 20 x 20 x 7 cm betragen. Das Essen soll mit einer Warmhaltefolie abgepackt werden. Es sollen 20.000 Schalen geliefert werden.
Die Themen sind zunächst sehr offen formuliert. Die weitere Präzisierung mit weiteren verbindlichen Kundenanforderungen erfolgt dann in einem Kundengespräch zwischen Kunde (Lehrer) und Projektverantwortlichen (Schüler).